Stehen bleiben

Gestern am Montag 23.09.2013 war ich unterwegs von Gilching nach Tutzing. Ich hatte es nicht so eilig, laut meiner Navi hätte ich rechtzeitig ankommen können. Na endlich! Habe ich mir gesagt. Endlich mit der Ruhe, kann alles für die Schüler unserer Karateschule vorbereiten. Ich habe mir vorgestellt, daß ich an der Tür stehend, mit breitem Grinsen auf mein Gesicht die Kinder und Eltern empfange.

Siehst Karl, habe ich gedacht, es läuft alles super.

Ich habe gecheckt, dass durch den Innenstadt, wie immer in Starnberg eine Stau gibt. Dann bin ich durch Söcking gefahren. Ich habe gerade Söcking verlassen, als ich auf eine kleine Frau auf der Straße aufmerksam geworden bin. Sie saß auf einem Rollator, ließ den Kopf hängen. Ich hatte ein komisches Gefühl sie so sehend. Was macht sie auf der Straße zwischen den Autos? Der Gehsteig und Radweg liegen gerade gegenüber. Da gibt`s nichts, was eine alte Frau suchen sollte. Es ist außer der Stadt, rechts nur Wald, links Fahrradweg.

Eine Stimme hat in mir gesagt, bleib stehen. Ich wollte keine Kollision von hinten erleben, deswegen bin ich noch 300 Meter weitergefahren, wo ich in Ruhe umdrehen konnte. Dann bin ich neben der Frau stehen geblieben. Ich gang rüber zur Ihr und habe sie gefragt, ob alles in Ordnung ist. Es geht mir schlecht, hat sie flüstend gesagt. Kommen Sie mit, wir dürfen nicht hier bleiben, sagte ich. Dann sind Autos wütend vorbeigefahren. Einer wollte sogar alle langsam fahrende überholen und meckerte laut. Na ja. Ihm ist eilig. Er wurde aufgehalten. So was. Wer traut sich seine Eile zu stören, ihn aufzughalten? Eine blöde alte Frau? Was sucht die auf seiner Straße? Da gehört alles ihm und alle anderen sind nur Hindernisse.

Ist es bakannt lieber Autofahrer? Gehört alles euch? So glaubt ihr mindestens. Meine Geliebte sagt mir immer. Segne die sich so verhalten. Komm nielmals runter auf dessen Nivo. Lieb die auch die schwer zu lieben sind. Die brauchen nämlich mehr Liebe. So habe ich den Jammergesicht nicht aufgehalten für eine kleine Kumiteübung, sondern  habe ihm Frieden gewünscht.

Wir sind auf den Radweg gelandet. Da sind zwei nette Radfahrer um uns zu Hilfe gekommen. Eine Frau und ein Man. Die Frau ließen wir dann gehen, wir Männer sind sowieso da geblieben. Wir haben die Polizei angerufen. Dann hatten wir uns über die heutige Zeiten unterhalten. Inzwischen habe ich Frau O. (von Rollator habe ich den Name gelesen) gefragt, ob sie was trinken würde. Neine, sagte sie, nicht zu überzeugend. Dann habe ich eine Flasche Wasser geholt und ihr geboten. Sie hatte in großen Schluck das Wasser getrunken. Sogar zweimal hintereinnander. Sie war schon lange Unterwegs. Hatte schon Durst. Bei älteren Menschen ist es noch gefährlicher wenn sie austrocknen. Sie war 92 Jahre alt. Wollte an die Bank gehen Geld zu holen. Ich glaube es aber nicht. Die Bewohner in einem Altersheim baruchen normaleweise kein Geld. Eher glaubte ich, dass sie in ihrem Phantasie in den Jungen Jahren lebt und will das damals gewöhntes Leben leben. Sie checkt nicht mehr die Gegenwart, will nicht wirklich begreifen, dass sie so alt geworden ist. In ihr lebt die Kiindheit und Schule und glückliche Liebe und Ehe gleichzeitig. In ihr lebt die schmerzhatfte Erinnerung von Verlust ihre geliebten im Krieg. Sie sieht ihre Kinder vor sich, sie denkt, dass die vielleicht sie noch brauchen. Sie wird aber selten besucht und hat Jahrzehnte lang keine die sie mehr brauchen und deswegen ist sie total verwirrt. Sie kennt nicht mehr ihren Weg, hat keine große Ziele mehr im Leben, aber sie träumt noch. In diesen Träumen ist sie wieder jung und gesund. Sie lacht und tänzt. Wartet auf ihre Kinder und will alles für sie am besten vorbereiten. Sie wollte viellecht Geld holen um für eine Famileien Party einzukaufen. Sie hat vor das liebste Gericht ihres kleinen Sohnes zu kochen. Sie sieht schon das Lächeln und Zufriedenheit, wie die Gäste sich freuen. Sie hört schon, wie die Enkelnkinders Lachen wie die Perlen im Garten rollen.

Von diesem Traum lassen Autohupen aufwachen und kommt zu ihr ein komischer Kerl in weißen Anzug.

Sie weiß nicht mehr, wo sie ist. Und will nicht wissen. Sie muss zurück in den Altagen, wo sie in 5 Minuten gewaschen werden und aufstehen soll. Wo es keine Zeit für Gespräche gibt. Wo sie am ganzen Tag mit einem nicht mehr bewegenden sterbenden Mensch in einem Zimmer seien soll. Wo sie sich am ganzen Tag langweilt und kämpft allein mit ihren Ängste. Wie grausam ist unser Leben am Ende! Und viele vorbeifahrende vergessen eines. Wir werden alle eines Tages alt. Wir werden wieder wie die Kinder. Und dann werden wir Betreuung brauchen und nicht die eine Einsamkeit! Bitte bleibt stehen! Bitte geht nicht immer weg. Bitte hab manchmal nicht so viel zu Tun und kümmere um uns! So rufen die alten zu uns, wie die Kinder.

Mir hat der Schicksal ein wunderbares Geschenk gegeben. Ich durfte einem helfen. Es ist die größte Freude, was ich bekommen habe. Ein Geschenk für meine Seele. Es hat mich aufgeladen, hat mehr Kraft gegeben und war sehr glücklich. Ich habe auf der Straße einen Schatz gefunden. Ich habe das ganze Leben anders gesehen. Ich sah alles gleichzeitig. Es war wie eine Offenbarung, Erleuchtung. Schade dass ich nicht so gut Deutsch kann meine tiefste Gefühle richtig auzszudrücken. Ich hoffe dass ihr ahnt, was ich sagen wollte.

Eine Negativum muss ich auch noch erwähnen. Ich bin doch zu spät angekommen. Leider auf die Polizei sollten wir 30 Minuten warten. Beim nächsten Fall rufe ich die nicht mehr an. Rettungsdienst hat auch für die alte Menschen Priorität. 

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Kommentare: 1
  • #1

    lf (Dienstag, 24 Dezember 2013 08:43)

    Gut gemacht karl